Tarikih unterwegs (26)

Herbst-Hilfs-Aktion 2014

September/0ktober

1. Hola, Laza Primary School

Die Fahrt nach Hola ist wie immer reine Routine, deswegen möchte ich auch darauf verzichten, den miserablen und an weiteren Streckenabschnitten schlechter gewordenen Straßenzustand im Einzelnen zu schildern.

Allerdings gibt es auch etwas Positives zu berichten. Die letzten 30 Kilometer vor Hola sind mittlerweile mit einer akzeptablen Asphaltdecke beschichtet und wir freuen uns, dass wir nun wenigstens von hier aus Hola in etwa 25 Minuten erreichen können.

Wenn da nicht plötzlich dieses unterschwellig knackende Geräusch in der Nähe des linken Vorderrads zu hören wäre. Abdul schaut mich an und fragt, ob ich das auch höre. Na klar, antworte ich und lehne mich aus dem Fenster, um vielleicht das Geräusch genauer lokalisieren zu können.

Auf der Hoppelpiste, die wir vorher befuhren, ging dieses leise Knackgeräusch aufgrund der Fahrgeräusche und des Geratters des alten Fahrzeugs total unter. Aber nun auf der tollen Teerstraße, auf der man nur das monotone Schmatzen der Reifen in dem heißen Asphalt hört, kann man jedes leise Klicken wahrnehmen.

Das Geräusch kommt tatsächlich vom linken Vorderrad. Wir halten an und überprüfen das Rad. Die linke Achswelle ist sehr heiß im Vergleich zu rechts. Evtl. ist das Radlager ausgelaufen oder kurz davor und so beschließen wir nur noch langsam weiterzufahren. Mit 20 Stundenkilometer schleichen wir nun auf einer superasphaltierten Straße, auf der man richtig Gas geben könnte, in Richtung Norden nach Hola. Das Klickgeräusch wird nicht stärker und manchmal verschwindet es sogar für ein paar Minuten ganz.

Das endlose Gezuckel im Schneckentempo kostet uns 2 Stunden aber so erreichen wir sicher, mit Fahrzeug, Hola. Gegen 16:30 Uhr erreichen wir endlich das Haus von John Duko. Morgen kann Abdul in eine Werkstatt fahren und der Sache auf den Grund gehen.

Ganz unerwartet erhalte ich schon die Bewertungslisten der Achtklässler, die in diesem Jahr mit der Schule fertig werden. Gemeinsam mit Shedrack und John werten wir die Listen aus. Wir finden 3 Jungen und 1 Mädchen, die unseren Kriterien entsprechen und im nächsten Jahr auf die Secondary School gehen können. Wir bitten die stellvertretende Schulleiterin Madam Christine, den von uns ausgewählten Schülern frei zu geben, dass wir sie zuhause besuchen können, um ihr Umfeld kennen zu lernen. Nebenbei erfahren wir von Madam Christine, dass die diesjährigen Achtklässler der Laza Primary School im Vergleich zum gesamten Tana River Distrikt, mit ihren Leistungen an erster Stelle liegen. Ein schöner Erfolg.

Anschließend besuchen wir die Laza Primary School und führen unsere obligatorische „Begehung“ durch. Die Schäden, Risse im Mauerwerk, an Klassenraum 11 sollen von Saidho so schnell wie möglich behoben werden. Vor einigen Tagen tobte ein schwerer Sturm über Hola und zerstörte ein Teil des Daches von der Jungentoilette. Diese Reparatur soll auch von Saidho durchgeführt werden.

Wir besuchen die vier Kandidaten zuhause und stellen fest, dass alle unsere Kriterien erfüllen. Dabei erläutern wir den Müttern und den Kindern unser Förderprogramm. Die Kinder freuen sich, dass sie ausgewählt wurden und versprechen uns, hart an sich arbeiten zu wollen. Da die Kandidaten sehr weit auseinander wohnen, nimmt diese Aktion einige Stunden in Anspruch und es ist schon dunkel, als wir den letzten Schüler verlassen.

Der Zaun ist immer noch nicht fertig. Wie wir erfahren, hat es Probleme mit den Zaunpfosten gegeben. Der Unternehmer hat wohl ohne Genehmigung Bäume im nahen Wald gefällt und diese dann gesetzt, um den Maschendraht anzubringen. Dann sei das Forstamt gekommen und hat diese Pfähle beschlagnahmt und dem Unternehmer ein Verfahren angedroht. Jetzt besteht erst einmal Baustopp, bis die Sache geklärt ist. Das ist Afrika. Die Gesetzt ticken hier etwas anders als bei uns. Angeblich hat es auch wieder Streit um die Grenzen gegeben und nach Aussage des Unternehmers sei aber dort eine baldige Lösung in Sicht. Pole pole. Haha.

Zwischenzeitlich kann Abdul mal in die Werkstatt fahren und das Auto untersuchen. Mit der Aussage, er hätte das komplette Fahrzeug neu abgeschmiert und jetzt müsste alleswieder in Ordnung sein, kann ich wenig anfangen. Tatsächlich ist das Geräusch nicht mehr zu hören. Allerdings fängt es nach einigen Kilometern wieder an und Abdul sagt, no problem. Auf die geplante Tour zur Hirimani Secondary School ins 50 Kilometer entfernte Bura habe ich aufgrund der unklaren Aussage über den technischen Zustand des Kraftfahrzeugs verzichtet.

Da das Geräusch immer noch vorhanden ist, fährt Abdul mit dem Fahrzeug noch einmal zur Werkstatt. Wieder sagt er, alles OK und so treten wir unserer Heimreise nach Malindi an. Begleitend mit einem mulmigen Gefühl, ob das Fahrzeug durchhält, erreichen wir die Teerstraße und hin und wieder hört man immer noch das verdächtige Klicken am Vorderrad. Als wir endlich gegen 16 Uhr in Malindi angekommen sind bin ich erleichtert. Schnell sind wir auf Wanderers Farm und ich möchte mich nur noch ausruhen.

Roland Ströder unterwegs Nashornvogel am Wegesrand
Tolle Teerstraße Das auto sieht besser aus als es ist
Einfache Unterunft John Duko übergibt Schulbücher an die Mütter
Pause an der Laza Primary School Ein Stück Zaun wird  errichtet
Teilnehmer 2015

Hier die glücklichen Teilnehmer, die von uns ab 2015 auf eine weiterführende Schule geschickt werden.

Kwa heri. Auf Wiedersehen.

Roland Ströder


2. Jilore, Faith Kindergarten

Der ländlich geprägte Ort Jilore mit seinem gleichnamigen großen See steht seit 2013 auf der Hilfeliste von Tarikih. Erst im letztem Jahr haben wir 10 Tische und 20 Bänke für die Mensa der Jilore High School bereitgestellt und haben schon viel gehört und auch gesehen von diesem ruhigen, Hektik freien Dorf.

Der südlich gelege See beheimatet eine Vielzahl von Wasservögeln. Die alten Gräber britischer Missionare liegen von Gebüsch überwuchert am Ortsrand und warten darauf im wahrsten Sinne des Wortes entdeckt zu werden.

Die Tsavo Road durchschneidet dieses idyllische Örtchen und zu seiner Nordseite hin, durch etwas Wald mit alten hohen Bäumen, gelangt man zum Sabaki River mit seinen Altarmen. Ein wirklich interessantes Fleckchen Afrika.

Schon seit Jahren versucht die Gemeinde hier für ihre Kleinsten ein geeignetes Gebäude als Kindergarten bereitzustellen, aber wie immer fehlt es an Geld für Baumaterial. Zurzeit sind die „Rotznasen“ in der Kirche und im alten halb verfallenen Gemeindesaal untergebracht. Die Zahl der Kinder wächst aber ständig und nun sollen neue und größere Räume den Kleinen im Vorschulalter das Lernen leichter machen.

Die neu gegründete Jilore-Faith-Self-Help-Group besteht aus Müttern der Gemeinde und ist fest entschlossen, einen neuen Kindergarten zu bauen. Wir haben die Situation und die Bedingungen vor Ort überprüft und helfen nun, den Kindergarten aufzubauen.

Uns ist zwar bekannt, dass die meisten afrikanischen Männer nicht arbeiten und dass die Frauen in Kenia für das Wohl der Familie sorgen, aber als die Frauen auch noch auf der Baustelle das Sagen hatten, konnte man wirklich sehen, wie ernsthaft sie sich um die Zukunft ihrer Kinder kümmern.

Innerhalb einer Woche waren die Fundamente für den ersten Raum mit Eingangsbereich ausgeschachtet und die Grundmauern gesetzt. Eine tolle Leistung, bei der die Frauen eine große Rolle gespielt haben. Das ist ein gutes Beispiel für „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Fanta Henry, Koordinator für unsere Jilore-Projekte möchte sein Dorf auch für den Tourismus öffnen, denn in und um Jilore liegen genug Sehenswürdigkeiten, die einfach nur touristisch attraktiv aufbereitet werden müssen.

Kinder vor der Küche Die andere Gruppe
Kind bringt Mutter Wasser zum Trinken Frauen schachten die Baugrube aus
Die Kinder Tanzen und singen Im alten Gemeindehaus
Die fertigen Grundmauern Die Selbsthilfegruppe

3. Kwaupanga Kindergarten

Während der Regenzeiten strömen Unmengen Wasser über die Blechdächer und versickern einfach im Boden. Dieses kostenlose Wasser soll nun aufgefangen und sinnvoll eingesetzt werden. Der Kindergarten in Kwaupanga bekommt nun Regenrinnen und einen 2.000 Liter Tank, in dem das Wasser gespeichert werden kann. Später soll ein weiterer Tank hinzukommen.

Dieses Wasser soll in erster Linie die hygienischen Verhältnisse verbessern und zweitens zur Bewässerung in einem Schulgarten dienen.

Anders als bei uns, kann in Kenia zweimal im Jahr geerntet werden. Hier ist geplant, dass die Kinder spielerisch den Anbau von Obst und Gemüse erlernen und so ihr eigenes Essen produzieren.

Das soll dazu führen, dass die Kids regelmäßig etwas zu essen bekommen, denn das ist hier nicht selbstverständlich.

Unser Mitglied Silvia Pirelli kümmert sich um die dortigen Maßnahmen und schickt uns regelmäßig Berichte über den aktuellen Stand der Dinge.


Brillen für Kenia

Ich bin unterwegs nach Kakuyuni. Nach einer holperigen Fahrt auf der Tsavo Road, über Schotterpiste und Naturstraße, erreiche ich diesen ländlich geprägten Ort mit seiner kleinen Grundschule.

Hier macht heute die mobile Augenklinik des Coast General Hospitals Mombasa Station. Schon vor Tagen wurde diese Aktion per Fahrzeug über Lautsprecher in einem Umkreis von etwa 15 Kilometern bekannt gegeben und jeder, der Augenprobleme hat, wurde eingeladen, sich dort kostenlos untersuchen und evtl. auch behandeln zu lassen.

Dr. Taliani, der der leitende Augenarzt, begrüßt mich freundlich und erklärt die Funktionsweise der mobilen Augenklinik. Hier werden Augenuntersuchungen für alle Altersklassen durchgeführt. Falls eine Operation erforderlich ist, werden die Patienten sogar mit einem Bus des Lions Clubs, mit dem die mobile Klinik auch hier angereist ist, nach Mombasa gebracht und augenärztlich versorgt. Dort bleiben sie dann ein paar Tage und werden anschließend wieder nach Hause gebracht.

Unter einem Baum warten die Patienten zum Sehtest. Wie bei uns müssen sie unterschiedlich große Buchstaben und Symbole auf den Tafeln erkennen, die hier einfacherweise am Heck des Reisebusses angeheftet sind. Draußen vor dem provisorischen Praxisraum warten die Patienten schon in großer Zahl.

Selbst der Untersuchungsraum ist voller Menschen mit Augenproblemen. Dr. Taliani hat alle Hände voll zu tun und untersucht gerade ein Kleinkind.

Anschließend und mit herzlichem Dank nimmt der leitende Arzt das Brillenpaket von Optik Schwalen aus Essen-Ost entgegen, das sein Assistent zu den anderen Paketen mit Medikamenten und Brillen legt. Besonders gut findet Dr. Taliani, dass die Brillenstärke auf den Gläsern vermerkt ist. Das sei sehr hilfreich.

Brillenübergabe unterm Baum

Mit Aktionen wie diesen ist eine gewisse augenärztliche Versorgung der ländlichen Bevölkerung gewährleistet, denn sonst haben diese Menschen keine andere Möglichkeit ihre Augen untersuchen, geschweige sich operieren zu lassen.

Ein Dank an alle Brillenspender, die damit auch einen Beitrag geleistet haben, dass diesen Kenianern geholfen werden konnte.

Dr. Taliani bei der Arbeit Draußen warten die Patienten

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